Aus Codes verständliche Bilder schaffen: Rendering und Visualisierung für menschzentrierte Klimaschutzlösungen
Forscherin zu werden ist in jungen Jahren nicht immer ganz oben auf der Liste der möglichen Wunschberufe. Einfach deshalb, weil man sich nicht viel darunter vorstellen kann. Silvana Zechmeister hat sich nach der Matura auf die Suche begeben und fand eine Karriere in der Wissenschaft.
Dass Silvana Zechmeister Forscherin wird, damit hat sie selbst nicht gerechnet. Heute arbeitet sie seit vielen Jahren als Teil der Integrated Simulations-Forschungsgruppe des VRVis und entwickelt im Bereich Visualisierung und Rendering die Software Visdom mit, die für Hochwasser- und Starkregensimulation in über 75 österreichischen Gemeinden und mehreren europäischen Ländern eingesetzt wird. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit und zur besseren Klimawandelanpassung. Denn auch dank ihrer Forschungs- und Entwicklungsarbeit bietet das Simulationswerkzeug Visdom anschauliche und intuitiv verständliche Bilder und Szenarien, die auf einen Blick Gefahren und Risiken von Extremwetterereignissen wie Starkregen, Überflutungen oder Hangwasser vermitteln. Zugleich ist Visdom auch bei der Planung von Sponge City- oder ökosystembasierten Maßnahmen für Städte durch das Veranschaulichen von Regenwasserableitung oder Fassaden- und Dachflächenbegrünung ein gefragtes digitales Werkzeug, welches auch dank Silvana Zechmeisters Forschungsarbeit Planerinnen und Planern das Leben leichter macht.
Bevor Silvana Zechmeister ihre Karriere als Forscherin begann, besuchte sie eine BHS mit Schwerpunkt Tourismus und Eventmanagement. Doch schon während der Schulzeit bemerkte sie, dass der Schuh nicht ganz passte. Um sich ein Bild über neue Wege und Ausbildungen zu machen, besuchte sie Berufsmessen und verschiedene Universitäten. Sie wollte etwas finden, was ihrem Interesse nach kreativem Arbeiten, visueller Gestaltung und ihrer Begeisterung von Animationsfilmen entgegenkam. Beim Bachelor der Medieninformatik an der TU Wien wurde sie fündig.
Technik studieren: Gemeinsam ins kalte Wasser springen
Der Anfang war nicht leicht, sagt Silvana Zechmeister. An einer technischen Universität zu beginnen, ohne vorher eine HTL besucht zu haben, war nicht einfach und zeigte die Lücken ihrer Allgemeinbildung in Bezug auf technisches Grundlagenwissen auf. Das Programmieren musste sie von Null weg lernen. Doch Silvana Zechmeister wusste sich zu helfen: Online-Kurse, Lerngruppen, Teamwork und gute Studienkolleginnen und -kollegen stellten für sie das wichtige Support-Netzwerk dar, mit dessen Hilfe sie die herausfordernde Anfangsphase durchstand. Gemeinsam lernen, sich unterstützen, Ressourcen wie Mitschriften austauschen und sich gegenseitig anfeuern, macht eine kollegiale und produktive Atmosphäre aus; das ist in der Forschung nicht anders, weiß Silvana Zechmeister heute.
Eine Werbung auf der Webseite des Computergrafik-Instituts machte Silvana Zechmeister auf die Möglichkeit aufmerksam, ihre Bachelorarbeit am VRVis, dem Wiener COMET-Zentrum für Virtual Reality und Visualisierung, schreiben zu können. COMET-Zentren sind darauf spezialisiert, Brücken von der Forschung in die Industrie zu bauen – perfekt für eine Bachelorarbeit mit Real-World-Bezug. Neben dem konkreten Anwendungsfall der hydrodynamischen Modellierung gefiel ihr auch die gute Betreuung in der Forschungsgruppe. Sie bekam nicht nur Know-how vermittelt, sondern lernte auch die Abläufe eines Wissenschaftszentrums wie dem VRVis kennen.
Mit einem Praktikum erste Wissenschaftsluft schnuppern
Die positive Erfahrung der Bachelorarbeit motivierte sie, gleich im Anschluss ein Praktikum zu machen, in welchem sie ein konkretes Projekt umsetzte: Für die Visualisierung von Evakuierungsszenarien, die ebenfalls mit Visdom simuliert werden können, modellierte und animierte sie kleine Menschlein. Der konkrete Nutzen und Mehrwert ihres Beitrags war es, der Silvana Zechmeister von Anfang gefiel. Denn Rendering und Visualisierung tragen aktiv dazu bei, die Bilder, die der Computer ausgibt, optisch ansprechend und die Benutzeroberfläche intuitiv verständlich für den Menschen zu gestalten. So können sich die Nutzerinnen und Nutzer schnell orientieren und komplexe Zusammenhänge besser verstehen – wie beispielsweise bei einem Evakuierungsszenario in einem großen Fußballstadion. Denn wie Silvana Zechmeister durch ihre Arbeit weiß: Wer sieht, der versteht.
In der Forschung durchstarten: Diplomarbeit, Publikationen und Konferenzen
Ihre erste wissenschaftliche Publikation veröffentlichte Silvana Zechmeister bei der CESG 2018 in der Slowakei und erhielt dafür den IEEE Women in Engineering Best Student Paper Award. Eine Bestätigung ihrer hervorragenden Forschungsarbeit und Motivationshilfe, um weiter dranzubleiben. Bald darauf folgten weitere Auszeichnungen, wie der Siemens Award of Excellence oder ein Förderpreis der Dr. Maria Schaumayer Stiftung. Im Jahr 2020 schloss Silvana Zechmeister ihr Masterstudium Visual Computing an der TU Wien ab, die Diplomarbeit schrieb sie am VRVis zum Thema "Interactive Visualization of Vector Data on Heightfields". Ihre Arbeit ermöglicht eine effiziente Darstellung von Vektordaten, die beispielsweise Flusslinien, Straßen- und Bahnnetzwerke sowie die Landnutzung repräsentieren können. Die Visualisierung dieser Daten kann einen Überblick darüber geben, welche Infrastruktur besonders von einem simulierten Hochwasser betroffen sind.
Und wie sieht es heute aus?
Ihre kreativen Fähigkeiten kann Silvana Zechmeister jeden Tag gut gebrauchen, sei es bei der visuellen Gestaltung und Modellierung von urbanen Szenen, in welchen Hochwasser simuliert wird, oder beim Design von 3D Visualisierungen, die Hochwasserrisikofaktoren aufzeigen und verständlich machen sollen. Dabei kommt auch das analytische Denken beim Programmieren nicht zu kurz.
In der Forschung ist Teamwork und kollaboratives Arbeiten wichtig, eine enge Zusammenarbeit beim Lösen von kniffligen Problemen am Whiteboard oder bei einem Kaffee in der Kaffeeküche ist wie professionelles Puzzle-Lösen. Aber das Zeichnen und Designen mit Pixeln bleibt weiterhin ihr liebster Aspekt bei der Arbeit.