Johanna Schmidt ist Forscherin im Bereich visuelle Datenanalyse am VRVis und leitet zudem die mehrköpfige Visual Analytics-Forschungsgruppe. In ihrer Forschungstätigkeit beschäftigt sich die promovierte Informatikerin damit, wie durch Visualisierung große Datenmengen so übersetzt werden können, dass die darin enthaltenen komplexen Informationen für den menschlichen Nutzer bzw. die Nutzerin niederschwellig und intuitiv verständlich gemacht werden. Im ersten Moment klingt das vielleicht etwas abstrakt, tatsächlich ist jedoch gerade die Forschung im Bereich Datenvisualisierung extrem hands-on und anwendungsorientiert, denn man entwickelt dabei auf Basis realer Daten aus Wirtschaft, Industrie und Wissenschaft intelligente Visualisierungs-Systeme und -Lösungen.
Natürlich ist dabei der Computer erst einmal das wichtigste Arbeitsmittel. Johanna Schmidts Tätigkeit als Forscherin und Gruppenleiterin geht jedoch sehr weit über reine Programmierung, Datenanalyse und Informatik hinaus. So gehört es z.B. zu ihrem Forschungsalltag, der in enger Kooperation mit Partnern aus Industrie und Wirtschaft stattfindet, in „mehreren Welten“ zu Hause zu sein. Darüber hinaus erfüllt Schmidt als Leiterin eines großen Teams sowie einer ganzen Forschungs-Area am VRVis auch eine Vielzahl an Führungs- und Kommunikationsaufgaben. Und das alles sozusagen neben ihrer eigentlichen Rolle als Forscherin, deren Aufgabenbereiche sich von reger Publikationstätigkeit und dem Schreiben und Koordinieren von Projektanträgen etc. über Vorträge auf Konferenzen bis hin zur Betreuung von Studierenden und Dissertant/innen erstrecken.
Um einen Einblick in diesen vielseitigen Arbeitsalltag zu gewähren, haben wir Johanna Schmidt einen Tag lang mit der Kamera begleitet. Denn – wie gerade die Visualisierungsexpertin weiß – Bilder sagen mehr als 1000 Worte.
Planen, leiten und koordinieren
Für eine Forscherin mit vielen parallel laufenden Forschungsprojekten sowie leitender Funktion beginnt ein Tag üblicherweise mit einem Berg an E-Mails und der Planung des Tages.
Der Kalender füllt sich dabei oft schneller, als man denkt, und vor allem Gruppen- und Projektmeetings nehmen hier viel Raum ein – zum Glück, denn Forschung ist ein höchst kollaborativer und kommunikativer Prozess. Durch die Pandemie läuft derzeit der Großteil der Kommunikation ebenso virtuell ab wie die Vorlesungen, die Johanna Schmidt als Lehrende der TU Wien und der FH Salzburg nun direkt vom Büro aus hält.
Forschung "auf dem Papier"
Jede Forscherin und jeder Forscher ist vor allem auch eines: eine bis ins Detail präzise Autorin und ein exakter Leser. Für Forschende ist das Publizieren ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse und Fortschritte eine der wichtigsten wissenschaftlichen Aufgaben.
Durch das Veröffentlichen und Präsentieren der eigenen Forschung in renommierten Journals und im Rahmen von Vorträgen auf internationalen Fachkonferenzen trägt Johanna Schmidt maßgeblich zur Dissemination und Weiterentwicklung der Datenvisualisierungs-Forschung bei. Dabei ist das Schreiben von Papers immer mit einer Menge Kommunikation und Zusammenarbeit verbunden, da im Rahmen einer Publikation oft eine ganze Reihe an Forscherinnen und Forschern kollaborativ ihre Ergebnisse präsentieren. Diese Ergebnisse müssen objektiv, neutral und präzise aufbereitet sein, um im ersten Schritt das in der Wissenschaft übliche mehrstufige Peer-Review-Verfahren erfolgreich zu durchlaufen und anschließend als publiziertes Journal-Paper die Forschungsarbeit für die Wissenschaftscommunity leicht nachvollziehbar und reproduzierbar darzustellen.
Brainstorming: Das Finden neuer Ideen und Wege
Zu erfolgreicher anwendungsorientierter Forschung gehört eine ganze Menge.
Man muss immerzu über den State-of-Tech informiert sein (und ihn vorantreiben), die Bedürfnisse und Anforderungen der Projektpartner aus verschiedensten Branchen erkennen und vor allem eigentlich immer schon im Jetzt wissen, was in der Zukunft relevant sein wird. Etwas, das dabei unglaublich wichtig ist, ist sich ausreichend Zeit zum Nachdenken zu geben. Probleme „zu wälzen“ macht Sinn, wenn man lösungsorientiert an die Fragestellungen herangeht. Brainstorming ist ein Muss. Und da, wo für Außenstehende vielleicht nur seltsame Zeichen und Pfeile auf einem Whiteboard zu sehen sind, strahlen für Forscherinnen und Forscher kluge Ideen von der Wand, aus denen anschließend Softwarelösungen, Publikationen oder neue Projektanträge entstehen.
Zusammenarbeit auf Augenhöhe
Der Betrieb von Johanna Schmidts Gruppe läuft in Zeiten von Corona natürlich dezentral – 90% ihres Teams arbeitet derzeit zu Hause im Home Office.
Der enge Kontakt untereinander bleibt dabei jedoch über die vielfältigen internen Kommunikationskanäle ungebrochen und es gibt selbstverständlich wie auch sonst regelmäßige Gruppen-Meetings – nur eben virtuell. Unter Einhaltung aller Sicherheitsbestimmungen kommen die Kolleginnen und Kollegen aber auch immer wieder gern tage- oder stundenweise ins Büro, um im direkten Austausch intensiv an gemeinsamen Projekten und Lösungswegen zu arbeiten. Hier bespricht Johanna Schmidt mit Forscher Laurentiu die aktuellen Entwicklungen in den COMET-Projekten RAILING und INGRESS.
Projektarbeit mit Partnern aus der Wirtschaft und Industrie
Als Gruppenleiterin ist Johanna Schmidt die erste Ansprechperson für unsere Unternehmenspartner.
Gerade bei mehrjährigen Forschungsprojekten ist der regelmäßige Kontakt sehr wichtig, um die Forscherinnen und Forscher des VRVis mit den Expertinnen und Experten des Partners zu vernetzen und gemeinsam neue Technologien oder Prototypen zu entwickeln. Johanna Schmidts Fähigkeiten, sehr gut zuhören und vernetzt denken zu können, sind dabei das A und O, um jeden Tag aufs Neue erfolgreich die Brücke von der Wissenschaft in die Industrie zu schlagen und das richtige Know-how genau dahin zu bringen, wo es gebraucht wird. Ein Kaffee zwischendurch schadet dabei aber auch nicht.