Das Themenspektrum, mit dem sich Informatiker Martin Riegelnegg bislang am VRVis auseinandergesetzt hat, ist vielfältig und reicht von 3D-Oberflächenvisualisierungen des Mars und die Entwicklung eines vollautomatischen Systems zur Analyse von Konstruktionszeichnungen für Zugbauteile über die Digitalisierung der Bewehrungsabnahme auf Baustellen bis hin zur Baustellendokumentation mit Laufrobotern. Da kommt es ihm sehr zugute, dass er sich gerne und intensiv in neue Fachgebiete einliest. Zum Informatikstudium ist er über Umwege gekommen, Martin hat davor Klavier studiert und selbst Musik produziert.
Interessiert haben ihn Computer, Code und Programmieren immer schon und er hat auch eigene Anwendungen geschrieben. Mit dem Ziel, das wirklich „anständig zu lernen“, hat sich Martin Riegelnegg dann an der TU inskribiert und 2019 den Bachelor in Medieninformatik und Visual Computing abgeschlossen. Die Entscheidung für den (beruflichen) Tausch der Tasten gegen die Tastatur bereut er nicht, die Informatik und seine Arbeit am VRVis machen ihm großen Spaß.
Mit Bilderverarbeitung und Analyse rasch zu Zugersatzteilen aus dem 3D-Drucker
Aktuell schreibt Martin Riegelnegg seine Diplomarbeit. Hierbei beschäftigt er sich mit einem Use Case, der Teil des Projekts AM4Rail am VRVis ist. Als Teil der Forschungsgruppe Geospatial Visualization, Semantic Modelling and Acquisition entwickelt Martin ein System zur digitalen Potenzialbewertung für die additive Fertigung von Ersatzteilen für den Zugverkehr. Konkret heißt das: Auf Basis von Bildverarbeitung und der semantischen Analyse von technischen Zeichnungen – teilweise händisch erstellt und aus den 1950er-Jahren, bis hin zu aktuellen CAD-Modellen – soll dieses System möglichst automatisiert geometrische Eigenschaften ableiten. Damit erfolgt dann eine technologische Bewertung, ob die Teile schnell und kostengünstig im 3D-Druckverfahren hergestellt werden können. Das eröffnet viel Potenzial für die Entwicklung hin zu einer klimaneutralen Zukunft und ermöglicht effiziente Wartungsarbeiten im Bahnverkehr.
Miteinander reden, Ideen durchdenken und Projektziele erreichen
Das gemeinsame Arbeiten im Team ist für Martin Riegelnegg wichtig und produktiv. Mit seinen Kolleginnen und Kollegen diskutiert er verschiedene Ansätze und kann dadurch u.a. Probleme in seiner Herangehensweise früher erkennen, oder wird in seinem Lösungsweg bestätigt. Seine Tätigkeit setzt auf Kommunikation und Austausch, ist also ganz anders als die gängige Vorstellung von Informatikerinnen und Informatikern, die einen Großteil des Tages alleine und schweigend vor dem Bildschirm verbringen. Die Community am VRVis schätzt Martin, wie er sind viele der Forscherinnen und Forscher neugierig und interessiert. So werden regelmäßig Papers, neue Veröffentlichungen und Konzepte ausgetauscht oder geteilt. Kollaboration ist ein wichtiger, grundlegender Aspekt der Visual Computing-Forschung am VRVis.
Nicht nur vorgegebene Aufgaben abarbeiten
Ans VRVis gekommen und damit in der Informatik-Forschung gelandet ist Martin Riegelnegg durch ein Praktikum. Seit etwas mehr als eineinhalb Jahren ist er am VRVis angestellt und schätzt die großen Gestaltungsspielräume sowie die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen – noch mehr als in bisherigen Jobs. Auch seine Bachelorarbeit hat Martin im Kontext eines VRVis-Projekts geschrieben. Hierfür entwickelte er digitale Werkzeuge, die Forscherinnen und Forschern ein Größenverständnis in dreidimensionalen planetaren Umgebungen vermitteln. Die Ergebnisse seiner Abschlussarbeit werden im interaktiven 3D-Visualisierungstool PRo3D praktisch genutzt, damit hat Martin eines seiner persönlichen Ziele in der Forschung erreicht: eine Lösung für ein real existierendes Problem zu schaffen. Die Software PRo3D ist bei der aktuellen NASA Mars-Mission „mit an Bord“ und wird von Planetengeologinnen und -geologen des Imperial College London für ihre Forschungsarbeit eingesetzt.
Diplom und PhD als nächste Schritte
Martin Riegelnegg möchte der Forschung treu bleiben und überlegt, nach dem Diplomabschluss ein PhD-Studium zu beginnen. Mit seiner Motivation, Neues auszuprobieren, verschiedene Lösungswege auszuloten und Zusammenhänge herzustellen steht diesem Vorhaben sicher nicht das Geringste entgegen.
Wien, 19. September 2023