Milena Vuckovic ist Forscherin in der Visual Analytics-Gruppe am VRVis. Als Spezialistin für multidimensionale Umweltdaten arbeitet sie an innovativen Methoden für die Datenexploration, mit denen sich komplexe Zusammenhänge zwischen verschiedenen Daten auf einen Blick visuell darstellen lassen. Mit ihrer Forschungsarbeit schafft sie mensch-zentrierte Lösungen, die dabei helfen, komplexe Klimadaten durch anschauliche Visualisierungen schneller und besser zu verstehen. Dies ermöglicht eine detailliertere Bewertung von Umweltproblemen wie der Entwicklung von Hitzeinseln in Städten oder extremen Wetterereignissen wie Hitzewellen, Trockenheit oder Starkregen.
Die interdisziplinäre Forscherin als Multitalent
Milena Vuckovic ist mit Leib und Seele Forscherin. Ihre Entdeckungslust begann schon früh und ist bis heute ungebrochen. Dabei führte sie ihr Weg nicht direkt ins Visual Computing, sondern zunächst in die Architektur, wo sie unsere Lebenswelt physisch entworfen und gebaut hat.
Der Wechsel zu Datenanalyse und der Erforschung komplizierter dynamischer Prozesse unserer Umwelt ist für Milena Vuckovic aber gerade deshalb schlüssig, weil auch Architektur auf visueller Kommunikation, wenn auch von Form und Funktionalität, basiert. Ebenso werden durch visuelle Datenanalyse und Visualisierungstechniken komplexe Systeme wie die der Umwelt durch visuelle Übersetzungen an den Menschen herangetragen. Dabei sind für die Forscherin die Entwicklung menschenzentrierter Visual Analytics-Workflows besonders interessant, denn sie ermöglichen den idealen visuellen Zugang für ein besseres Verständnis unserer sich immer schneller verändernden Wirklichkeit. In ihrer Arbeit hat sie sich sozusagen eine Brücke zwischen ihren beiden Berufswelten gebaut.
Wissenschaftliche Publikationen sind die Basis jeder Forschungsarbeit
Für Milena Vuckovic ist der Prozess des wissenschaftlichen Schreibens anspruchsvoll und vielschichtig. Sie startet ihre Arbeit mit einer gründlichen Recherche über den bestehenden Forschungsstand zu einem bestimmten Thema, identifiziert offene Fragen und mögliche Zusammenhänge. Aus dieser Vorarbeit entwickelt die Forscherin schließlich eine tragfähige Fragestellung, die die geplante Forschungsthese auf den Punkt bringt. Und nun beginnt die echte Knochenarbeit! Denn ab diesem Punkt muss Milena Vuckovic einen objektiven und möglichst verständlichen Text schreiben, der sowohl ihren Forschungsprozess als auch die Ergebnisse und Schlussfolgerungen präsentiert. Für Lob oder eigene Eindrücke ist hierbei kein Platz, es geht hier nur um Fakten, positive wie negative. Natürlich kommt es dabei auch immer wieder vor, dass manche Ideen nicht aufgehen oder Dinge nicht funktionieren. Aber gerade die Ungewissheit und ein gewisser Wagemut sind wesentliche Bestandteile jedes Forschungsvorhabens. Ebenso wie große Sorgfalt, die Milena Vuckovic aufwendet, um schließlich ein fertiges Manuskript in Händen zu halten, das an Fachjournale geschickt werden kann und im Rahmen von Peer Reviews überprüft wird. An dieser Stelle beginnt oft ein weiterer langwieriger Prozess, denn die Publikation muss oft basierend auf einem Berg von Kommentaren und Vorschlägen von Reviewern überarbeitet werden. Dabei kann es vorkommen, dass manche Meinungen einhellig sind, sich andere aber widersprechen - das ist alles Teil des wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses. Allerdings sollten die Reviewer bei ihrem Feedback immer im Hinterkopf behalten, dass ihre Kritik dazu dient, die Arbeit zu verbessern, und sie so solide verständlich zu machen, dass andere Forschende auf den eigenen Erkenntnissen aufbauen und das Fachgebiet voranbringen können. Ganz wichtig für erfolgreiche Spitzenforschung ebenso wie für gelungene Publikationen sind im Übrigen die Kolleginnen und Kollegen, ohne deren Unterstützung und gemeinsame Anstrengungen keine einzige Veröffentlichung zustande kommen würde.
Visual Analytics als wichtiges Entscheidungshilfeinstrument für eine klimasensible Planung
Visual Computing ist eine zentrale Key Enabling-Technologie, die einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zu Lösungen im Umweltbereich leistet und nicht zuletzt zu einem grundlegenden Umdenkprozess in der Klimaforschung beitragen kann.
Denn das Ziel von innovativen Visual Computing-Anwendungen ist es, die Grenzen herkömmlicher Methoden zur Datenanalyse und -visualisierung weiter auszubauen und dabei die menschliche Fähigkeit zur Analyse von Daten zu erweitern, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Visual Analytics bietet hier ganz besonders viele Möglichkeiten, da damit ein interaktiver, auf Visualisierung basierender Dialog zwischen großen Datensätzen und dem Menschen möglich wird. Für Vuckovic ist diese Dialogmöglichkeit gerade in der Beschäftigung mit komplexen Zeitreihen von Klimadaten von entscheidender Bedeutung, da eine Analyse so großer Datenmengen mehrere detailorientierte Perspektiven erfordert, um das gesamte Spektrum an internen Ereignissen und Merkmalen zu berücksichtigen. So wird es beispielsweise möglich, über die Beobachtung eines allgemeinen Naturverlaufs hinaus auch seltene Vorkommnisse und verborgene zeitabhängige Tendenzen aufzudecken, die sonst unerkannt bleiben würden. Dies hilft Milena Vuckovic etwa dabei, die kritischsten Zonen (Städte und Regionen) zu identifizieren, für die eine klimagerechte Planung dringend notwendig ist. In Verbindung mit numerischen Simulationsmethoden (insbesondere der thermodynamischen und hydrodynamischen Modellierung) können solche Ansätze außerdem zu einem leistungsfähigen Entscheidungshilfeinstrument für die Katastrophen- und Risikovorsorge werden, was uns alle einer nachhaltigeren und grünen Zukunft näherbringt.
Zusammenarbeit und Diversität in der Forschung
Für Milena Vuckovic ist die Zusammenarbeit im Team und mit anderen Wissenschaftspartnern sehr wichtig: ob konstruktive Diskussion zu anstehenden Projektentscheidungen oder ein Brainstorming zu neuen Ideen - Kommunikation bringt verschiedene Ansätze und Perspektiven ins Spiel.
Am VRVis arbeitet ein 70-köpfiges Team aus mehr als 10 Nationen und verschiedenen Fachrichtungen wie Mathematik, Physik und IT zusammen. Besonders erfreulich ist, dass einige Kolleginnen und Kollegen einen anderen Bildungshintergrund haben: Das bringt frischen Wind in den kreativen Prozess und motiviert dazu, Konzepte und Kompetenzen in die Tat umzusetzen, die (noch) nicht im eigenen geistigen Werkzeugkasten vorhanden sind.
Die Forschungscommunity
Das A und O ist immer, Teil einer inspirierenden Forschungsgemeinschaft zu sein. Zu Unrecht wird dies oft nur an äußeren Verbindungen gemessen.Dabei ist es wirklich erfüllend, Teil einer Forschungsgruppe zu sein.
Als Mitglied der Visual Analytics-Gruppe schätzt Vuckovic das Wir-Gefühl, das über die bloße gemeinsame Nutzung eines Raums hinausgeht, sowie die tägliche Zusammenarbeit, den immer lohnenden Gedankenaustausch (oft mit wertvollen kritischen Reflexionen) oder einfach nur das freundliche Gespräch bei einer Tasse Kaffee, das die Stimmung hebt.
Wien, 8. März 2022