Katharina Krösl ist Forscherin in der Multiple Senses-Gruppe des VRVis und spezialisiert auf anwendungsnahe XR-Lösungen. Dabei bewegt sich ihre Arbeit vor allem an der Schnittstelle zwischen Extended Reality und Medizin, Psychologie, Architektur, Raumplanung sowie Lichtdesign. Im Rahmen ihrer interdisziplinären Forschung arbeitet sie nicht nur tagtäglich mit sehr vielen verschiedenen Menschen zusammen, sondern verbindet vor allem viele Themen und Aufgabenfelder miteinander.
Die vielen Seiten von Forschung
So etwas wie einen typischen Arbeitstag oder eine durchschnittliche Woche gibt es für Katharina Krösl nicht. Das macht das Leben einer Forscherin vielleicht manchmal etwas stressig, vor allem aber es ist es abwechslungsreich.
Denn Forscherinnen und Forscher müssen in einer Arbeitswoche oft eine Menge Dinge – von Meetings über Programmier- oder Publikationsarbeit bis hin zu Unterrichts-, Betreuungs- und Review-Tätigkeiten – unter einen Hut bringen. So arbeitet auch Katharina Krösl "nicht nur" an laufenden Forschungsprojekten, sondern entwickelt ständig neue Ideen und schreibt Projektanträge, hält an der TU Wien eine Vorlesung zu Farbe und visueller Wahrnehmung und etliches mehr. Ihre Arbeitswoche startet daher auch immer erst einmal mit einer Bestandsaufnahme und dem Update ihrer To-Do-Liste: Welche wichtigen Tasks sind zu erledigen? Welche Besprechungen, Milestones und Deadlines stehen an? Und – ebenso wichtig: Wie läuft es bei den Kolleginnen und Kollegen in den jeweiligen Projekten?
In der Forschung schaut man aufeinander. Das bedeutet zum einen, dass man in kollaborativen Projekten sehr genau hinschaut, um zu begreifen, wie verschiedene Anwendungs- und Praxisfelder funktionieren, und die besten Lösungen dafür zu entwickeln.
Zum anderen schaut man immer als Team aufeinander, denn der wissenschaftliche Austausch und ein guter Mix an verschiedenen Forschungsbackgrounds und Fähigkeiten sind wesentliche Erfolgsfaktoren für belastbare und nachhaltige Forschungsergebnisse, ebenso wie für gelungene Publikationen. Egal, ob bei der Entwicklung neuartiger VR- oder AR-Features, der Ideenfindung für bzw. der Optimierung von wissenschaftlichen Publikationen oder unterwegs in ganze neue Richtungen: Gemeinsam denkt man kreativer, löst Probleme besser und schneller und hat auch mehr Freude an der Forschung. Außerdem ist es wichtig, dass alle im Team dasselbe Bild im Kopf und dasselbe Ziel vor Augen haben.
Vernetztes Forschen als kollektives An-die-Zukunft-Denken
Da gerade in den letzten Jahren ein großer technologischer Sprung stattgefunden hat, ist in der Extended Reality-Forschung, die Virtual, Augmented und Mixed Reality umfasst, sehr viel los – und noch mehr möglich. Ein wichtiger Ort für den Austausch neuer Forschungsergebnisse, Projekte und Ideen sind wissenschaftliche Fachkonferenzen wie die IEEE VR, bei der im diesen Jahr Katharina Krösl in gleich mehreren Rollen – als Poster Chair, Podiumsgast, Paper-Autorin – vertreten ist und auch wiederholt für ihre Forschung ausgezeichnet wurde. Gerade für die XR-Community ist die Frage, wie Konferenzen in Zeiten einer Pandemie sinnvoll abgehalten werden, sehr spannend – denn virtuelle Welten bieten hier unzählige Möglichkeiten für Interaktion und sozialen Austausch über die reinen Vorträge und Talks hinaus.
Diese Aspekte gehen bislang bei Online-Konferenzformaten noch oft eher verloren: der direkte wissenschaftliche Austausch, das informelle Diskutieren von Ideen und das Knüpfen neuer Kontakte für zukünftige Zusammenarbeit. Virtuelle Umgebungen wie Gather.Town, Mozilla Hubs oder Virbela erweitern hier die Möglichkeiten virtueller Konferenzen, die nicht zuletzt den Vorteil haben, dass sie von Forschenden und Studierenden, deren Anreise aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist, dennoch besucht werden können.
Mitten drin im Netzwerk
Katharina Krösl ist bestens in der wissenschaftlichen Community vernetzt und kollaboriert mit Forscherinnen und Forschern aus dem In- und Ausland. Darüber hinaus ist sie auch in zahlreichen International Program Committees sehr aktiv, immer wieder an der Organisation von Konferenzen beteiligt und als Reviewerin von Scientific Papers in den Themenfeldern XR, AR und VR international gefragt.
Weil es gerade für Forscherinnen im technischen Bereich wichtig ist, sich in ihrer Karriere schon von Anfang an zu vernetzen und über Themen und Herausforderungen auszutauschen, hat Katharina Krösl mit Kolleginnen vor einigen Jahren IEEE Women in Engineering Austria gegründet. Diese Community unterstützt Frauen in der Technik dabei, ein stabiles Netzwerk aufzubauen und macht durch Auszeichnungen herausragende Leistungen von Forscherinnen für eine breitere Öffentlichkeit sichtbar. Denn, davon ist Katharina Krösl überzeugt: Es braucht Vorbilder!
Für Katharina Krösl gab es nur eine Handvoll weibliche Role Models, als sie mit dem Informatikstudium an der TU Wien begann. Dort entdeckte sie sehr schnell ihre Begeisterung für Computergrafik und lernte im Rahmen ihrer Diplomarbeit am VRVis die Forschungswelt kennen.
Mit ihrem PhD-Projekt XREye stieg die Informatikerin voll in die interdisziplinäre XR-Forschung ein: Gemeinsam mit Partnern von der TU Wien, der Medizinischen Universität Wien und der Columbia University entwickelte Krösl in diesem mehrjährigen Forschungsprojekt neue VR-Lösungen, die ein besseres Verständnis für Menschen mit Sehbehinderungen, ob nun im öffentlichen Raum, der Medizin oder im Bereich Lichtdesign, ermöglichen. Wie durch Extended Reality-Technologien die Welt barrierefreier und inklusiver für alle Menschen gestaltet werden kann, ist auch weiterhin eine der Kernfragen in der Arbeit der Forscherin. Ihre Projekte und Publikationen zu diesem Thema wurden bereits vielfach ausgezeichnet und medial vorgestellt. Auch hier ist die Anerkennung nicht zuletzt wichtig, um mehr Sichtbarkeit für XR-Forschung und die vielen "neuen Welten" zu schaffen, die Katharina Krösl mit ihren Kolleginnen und Kollegen noch entdecken werden.
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Wien, 21. März 2022